Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Frauentag

Mädchen machen die besseren Schulabschlüsse,
Frauen schließen ihr Studium erfolgreicher ab. Nur auf dem
Arbeitsmarkt scheint das Thema Gleichberechtigung immer noch nicht
angekommen zu sein. Niemand kann behaupten, dass diesem Fakt zu wenig
Raum in der Öffentlichkeit zugesprochen wurde – nicht nur am heutigen
Internationalen Frauentag. Spätestens seit der Debatte um eine
gesetzliche Frauenquote ist der Gipfel medialer Aufmerksamkeit
erreicht. Dax-Unternehmen haben sich erneut verpflichtet, eine selbst
erdachte Quote anzustreben. Was hat sich geändert? Nichts! Ein
Frauenanteil von nicht einmal elf Prozent in den Führungsetagen
deutscher Unternehmen spricht für sich. So schnell wird sich daran
nichts ändern, auch wenn aktuell über flächendeckende und flexible
Frauenquote diskutiert wird. Durch die Blockade der FDP hat sich die
flexible Frauenquote in Deutschland anscheinend erst einmal erledigt.
Vielleicht ist das auch besser so. Denn die flexible Quote der
zuständigen Familienministerin Kristina Schröder (CDU) löst die
Probleme nicht. Wenn Firmen selber bestimmen, wie hoch ihre Quote
ist, ist das Ergebnis programmiert. Das zeigt die selbst auferlegte
Quote des Maschinenbaukonzerns MAN. Hier soll der Frauenanteil bis
2014 von zehn auf zwölf Prozent erhöht werden. So eine mickrige
Marschroute braucht kein Mensch. Gleichberechtigung Fehlanzeige!
Liegt da die Lösung einer flächendeckend einheitlichen Frauenquote
nicht nahe? Jein! Ja, weil es anscheinend nicht anders geht,
freiwillig klappt es ja nicht. Weibliche Mitarbeiter müssen die
Chance bekommen, sich in Führungspositionen zu etablieren. Nein, weil
es nicht sein kann, dass Frauen als Alibidamen in Gremien und
Konzernen sitzen. Das haben sie nicht verdient. Am Ende zählt ohnehin
Leistung. Schlechte Mitarbeiter kann sich kein Unternehmen leisten –
egal, ob Männlein oder Weiblein. Den stärksten Verbündeten der Frauen
– den demographischen Wandel – als Argument einer zwangsläufigen
Stärkung der Frau auf dem Arbeitsmarkt anzuführen, ist ein Hohn. Das
macht es denen leicht, die den Wandel im Kopf nicht vollziehen
wollen. Denn momentan werden Frauen mehr als gut qualifizierte
Reserve denn als unverzichtbarer Impulsgeber gesehen. Und wenn die
Bundesagentur für Arbeit berichtet, dass sich viele
Vorstellungsgespräche junger Frauen zu 90 Prozent nur um Kinderwunsch
oder Nachwuchs drehen, ist das entlarvend – und nebenbei verboten.
Frauenförderung als Floskel ist überflüssig. Was so schön mit
»Vereinbarkeit von Familie und Beruf« umschrieben wird, bleibt das
Kernproblem. Für viele Frauen bedeutet ein Kind den Anfang eines
Scheidewegs. In Spitzenpositionen zu gelangen, schaffen sie; dort als
Mutter zu bleiben nicht. Diese Entscheidung treffen nicht sie,
sondern andere – die Führungsetage, also meist Männer.

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