Es ist müßig, darüber nachzudenken, wer neben
Wladimir Putin noch alles heute Morgen im Büro zurückerwartet wird.
Die Begründung des russischen Präsidenten für sein schnelles
Verschwinden vom G 20-Gipfel lässt jedenfalls tief blicken. Aus dem
exklusiven Kreis der G 8 wurde Putin ausgeschlossen, längst tagen die
wirklich mächtigen G 7 ohne ihn. Auch bei den weniger wichtigen G 20
ist er Außenseiter – und das alles nur für zwei bessere Provinzen im
Osten der Ukraine. Putin als Paria, das kann Putin, dem Potentaten,
nicht gefallen. Aber was tun? Einlenken kommt für einen Putin nicht
in Frage. Auch heißer statt kalter Krieg ist keine Option, weil zu
gefährlich. Also stillhalten und abwarten. Dazu gehört das
Doppelspiel aus Säbelrasseln und Schalmeienklang, das schon die alten
Kremlherren von Nikita Chruschtschow bis Leonid Breschnew so perfekt
beherrschten. Dahinter steckte nie ein Plan, sondern stets eine reine
Kraftprobe. Und immer, wenn einer von ihnen im Nervenkrieg mit dem
Westen dann doch die stoische Haltung verlor, flüchtete er sich
hinter die dicken Kremlmauern ins Büro.
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