Ums hässliche, die Opfer verachtende »Gaffen«
ging es nun letztlich gar nicht im sogenannten »Gaffer-Prozess«. Denn
– man glaubt es kaum – das Handy, mit dem der Angeklagte die
Unfalltoten und Verletzten in Bremervörde vor knapp zwei Jahren
fotografiert und gefilmt haben soll, wurde von den Ermittlern nie
sichergestellt. Immerhin aber hat das tragische Unglück mit dem
nachfolgenden Tumult den Blick auf ein Phänomen gelenkt, das
Notfallhelfer in immer größerem Ausmaß beklagen: Neugierige behindern
den Einsatz, schauen ungeniert zu, filmen mit Smartphones, werden
handgreiflich, wenn ein Platzverweis erfolgt. Das Land Niedersachsen
brachte als Reaktion auf Bremervörde eine Initiative für ein
»Gaffer-Gesetz« auf den Weg, das bis zu einem Jahr Gefängnis für jene
vorsieht, die bei Unglücks- oder Notfällen Hilfeleistende behindern
oder die Würde der Opfer verletzen. Der Bundesrat stimmte zu, der
Gesetzentwurf ist aber noch in der Warteschleife. Hoffentlich nicht
mehr zu lange: Der nächste Begaffte kann ein jeder von uns sein.
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