Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Irland-Besuch des Papstes

Dass Papst Franziskus den Missbrauch von
Minderjährigen bei seinem Irland-Besuch als »schweren Skandal«
anerkannt und dafür um Vergebung gebeten hat, ist ein bemerkenswertes
Schuldeingeständnis, zugleich aber auch ein wichtiges Signal des
Papstes. Denn in vielen Ländern werden die Verbrechen, die in den
vergangenen Jahren erst nach und nach offenbar geworden sind, noch
immer geleugnet. Verharmlosend ist dort von »Einzelfällen« die Rede.
Der Papst hat jetzt die richtigen Worte gefunden. Nun muss er
angemessen handeln. Der Kern des Problems ist der Klerikalismus, der
Machtmissbrauch des kirchlichen Amtes. In der römisch-katholischen
Kirche fehlt es noch immer an der Bereitschaft, sich den
Strukturfragen von Gewalt innerhalb des Systems zu stellen. Es bedarf
daher tiefgreifender Reformen: Der Opferschutz muss gestärkt und der
systemimmanente Täterschutz überwunden werden. Zudem müssen die
Vertuschungen geahndet sowie die Betroffenen entschädigt werden. Denn
es geht um nichts weniger als die Integrität der Katholischen Kirche
insgesamt.

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