Der angekündigte Konzernumbau der Deutschen Bank
ist nicht irgendein Sparprogramm. Die jetzt verkündeten Maßnahmen
markieren einen Wendepunkt in der Geschichte und Strategie von
Deutschlands größtem Geldhaus. Es ist auch die Abkehr vom einstigen
Anspruch und Selbstverständnis, einer der wichtigsten globalen
Bankenriesen zu sein. Einer, der aber auch weltweit mit Problemen,
Milliardenstrafen und Verlusten zu kämpfen hat. Der neue Kurs trägt
ganz wesentlich die Handschrift des jüngsten Vorstandschefs in der
Historie der Bank. Der aus Bünde stammende Christian Sewing (49), der
einst als Azubi in der Bielefelder Filiale den Beruf des
Bankkaufmanns erlernte, gibt jetzt in der Frankfurter Konzernzentrale
den Weg vor. Schon kurz nach seinem Amtsantritt im April 2018 hatte
Sewing skizziert, dass er sich die Zukunft der Deutschen Bank anders
vorstellt als viele seiner Vorgänger von Hilmar Kopper über Rolf
Breuer bis Josef Ackermann. Statt des risikoreichen und verrufenen,
aber in guten Zeiten auch hoch lukrativen Investmentbankings mit
Wertpapieren, Devisen und Derivaten setzt Sewing lieber auf das
klassische Privat- und Firmenkundengeschäft. Statt Geschäfte auf
der ganzen Welt hat der 49-Jährige vor allem die europäischen Kunden
im Blick. Getreu dem Motto: lieber kleiner und erfolgreicher als
größer und krisengeplagter. Sewing steht vor einer Herkulesaufgabe.
Klar ist aber auch, dass es ohne radikalen Umbau nicht weitergehen
kann. Nach drei Verlustjahren gelang 2018 zwar ein Mini-Gewinn. Doch
ein Ende der Dauerkrise war weiterhin nicht in Sicht. Ein möglicher
Zusammenschluss mit der Commerzbank wurde erst geprüft und im April
verworfen. Der Aktienkurs stürzte vor Monatsfrist auf ein Allzeittief
– eine Entwicklung mit Symbolkraft. Die Deutsche Bank ist nach einem
jahrelangen Niedergang am Tiefpunkt angekommen. Jetzt muss es darum
gehen, nach vorne zu schauen und Fortschritte zu machen. Vor Sewing
und den Mitarbeitern steht ein langer Weg. Einer, der viel Kraft und
viele auch ihren Job kosten wird. Sewing will »eine neue Epoche«
einleiten. Ob die Strategie aufgeht, wird sich in den nächsten Jahren
zeigen müssen.
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Andreas Kolesch
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