Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Lokführerstreik

Klingt kurios, ist aber so: Weil sie spürt, dass
ihr im Sommer durch das Gesetz zur Tarifeinheit die Ohnmacht droht,
lässt die Lokführergewerkschaft GDL bis dahin die Muskeln spielen.
Sie weitet die Streikdauer immer weiter aus, um das Maximale zu
erreichen, bevor das Gesetz Minigewerkschaften beschneidet. Durch die
angestrebte Zuständigkeit für andere Berufsgruppen und einen für die
Mitglieder hohen Tarifabschluss will die GDL Pflöcke einschlagen,
die nicht wieder entfernt werden können, und sich die Loyalität ihrer
Klientel sichern.

Allein so ist zu erklären, warum die GDL das jüngste Angebot der
Bahn von 4,7 Prozent mehr Lohn und einer Einmalzahlung von 1000 Euro
ablehnte. Die Offerte lag nah an den von den Lokführern geforderten
fünf Prozent mehr Geld.

Der scheinbar endlose Abnutzungskrieg zwischen der Bahn, die auf
das Gesetz zur Tarifeinheit wartet, und der GDL wird auf dem Rücken
der Fahrgäste ausgetragen. Die werden schon zum achten Mal unter dem
hanebüchenen Fingerhakeln leiden. Ihre Geduld ist überstrapaziert,
»Weselsky« zum Unwort geworden. Weil das so ist, sollte die GDL
aufhören, sich damit zu rühmen, sie informiere vor der nächsten
Streikrunde stets rechtzeitig. Das klingt in den Ohren der Pendler
wie Hohn.

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Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
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