Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Lufthansa-Streik

Deutschland ohne Lufthansa? Jahrzehnte war das
unvorstellbar. Die Kranich-Linie stand für exzellenten Service und
Zuverlässigkeit. Jeder neue Streik zerrt jedoch an dem einst
glanzvollen Gefieder. Angesichts des Ärgers, den die jetzt schon 13.
Runde der Arbeitsverweigerung durch bestbezahlte Piloten bei den
Kunden verursacht, ist die Vorstellung, dass die Fluglinie
irgendwann sogar Insolvenz anmelden muss, nicht mehr aus der Luft
gegriffen. Für die jetzt Streikenden hätte dies zur Folge, dass sie
bei einer anderen Linie anheuern müssten – für ein Monatsgehalt, das
wohl um gut und gern 40 Prozent unter ihrem aktuellen Einkommen läge.

Chefpilot Carsten Spohr gelingt es nicht, den leitenden
Angestellten die Dramatik der Wettbewerbssituation klar zu machen.
Mit den Billig-Airlines von den britischen Inseln kann die Lufthansa
mit dem gegenwärtigen Gehaltsniveau nicht konkurrieren. Auf der
anderen Seite drängeln die subventionierten staatlichen Airlines der
Ölscheichs. Von dieser Erkenntnis bis zu der von Spohr entwickelten
Zwei-Marken-Strategie – hier Lufthansa, dort Eurowings – ist es nur
ein kurzer Flug. Doch mit den schweren Pfründen und Privilegien wie
der Luxus-Altersversorgung für Piloten im Gepäck kann der Kranich
gar nicht erst abheben.

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 – 585261