Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Nationalpark

Der Nationalpark Teutoburger Wald ist
gescheitert. Alle, die jetzt noch daran festhalten, sind Herren ohne
Land. Das haben die profunden und herzlich unpolitischen
Arbeitsergebnisse des Schlichters gezeigt. Man kann es drehen und
wenden, wie man will: Auf dem Gebiet des Kreises Lippe ist keine
belastbare Kulisse herstellbar. Was auch immer zusammengelegt wird,
es hat keinen Bestand vor den Gerichten, in besonderen Fällen nicht
einmal vor den Naturschutzfachleuten von Umweltminister Johannes
Remmel (Grüne). Landrat Friedel Heuwinkel (CDU) ist seiner Zusage
treu geblieben, die Grundstückseigentümer zu achten. Am Ende steht
der mitunter stark angefeindete Prinz zur Lippe nicht als einziger
da, der sich verweigert. Auch Horn-Bad Meinberg, die nie gefragten
Kleineigentümer im Dorf Veldrom und der Landesverband Lippe haben
nichts zu verschenken. Angemessenen Ersatz kann Remmel nicht bieten,
weil weder Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) hinter ihm
steht, noch der Finanzminister und die Gesundheitsministerin –
letztere im Falle des Staatsbades Meinberg – Schützenhilfe zu leisten
bereit waren. Weil sie inhaltlich nicht weiterkommen, haben sich die
Grünen bereits auf die in der Tat gespaltene CDU in Lippe
eingeschossen. Heuwinkel selbst glaubt den Hauskrach unbeschadet zu
überstehen. Außerdem: Hauptschauplatz des neuerlichen Scheiterns in
Sachen Nationalpark ist und bleibt Düsseldorf. Schon 2007 musste der
damalige CDU-Umweltminister Eckhard Uhlenberg seine Nationalparkpläne
für die Kreise Paderborn, Höxter und Lippe begraben, weil zu viele
Parteifreunde vor Ort dagegen waren. Diesmal gingen die Bürger auf
die Barrikaden: Fast 35 000 Unterschriften sammelten die Gegner, eine
angeblich fünfstellige, aber nie veröffentlichte Zahl an
Unterstützervoten brachten die Naturschutzverbände zusammen. Damit
kann von Einvernehmen oder gar Konsens wahrlich nicht die Rede sein.
Interessanterweise hat Gutachter Günter Kozlowski weder die
Unterschriftenlisten noch die sehr unterschiedlichen Teilnehmerzahlen
bei den Veranstaltungen thematisiert. Der frühere CDU-Staatssekrtär
war nach Kräften bemüht, allein juristisch und fachlich, aber eben
nicht politisch zu urteilen. Das hat der Sache gut getan. Denn
Kozlowskis Erklärung von gestern können sich alle die hinter den
Spiegel stecken, die glauben, Politik finde im rechtsfreien Raum
statt, sofern die Ideologie dahinter stimmt. Die Befürworter bedauern
verpasste Chancen, aber Anhänger wie Gegner behalten auch nach dem
Aus für den Nationalpark bestens geschützte und gehegte Wälder im
Teutoburger Wald und in der Egge. Wer wollte daran zweifeln, der in
den vergangenen zwei Spätherbstwochen einen goldgelben Farbenrausch
sondergleichen bei einem Spaziergang genießen konnte – und das ganz
ohne Nationalparkverordnung?

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