Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum SPD-Vorschlag der Wahlwoche

Gelegenheit macht . . . Wähler! Noch mag er für
deutsche Ohren recht fremd klingen, der SPD-Vorschlag der Wahlwoche.
Muss doch der Wahltag hierzulande seit der Novemberrevolution 1918
ein Sonntag oder öffentlicher Feiertag sein. Doch freie Zeit wird
immer kostbarer. Entsprechend sorgsam planen die Deutschen ihre
Wochenenden. Ein Wahlsonntag kommt da nicht immer zupass. Wenn sich
Gewohnheiten der Menschen ändern, warum nicht auch das Wahlverfahren?
Schweden gönnt seinen immerhin nur sieben Millionen Bürgern
traditionell mehr Zeit für die Wahl. Und traditionell freuen sich die
Skandinavier über eine hohe Wahlbeteiligung von 85 bis 90 Prozent.
Eine Wahlwoche ist gewiss kein Allheilmittel gegen
Politikverdrossenheit. Das dürfte die Ideengeberin,
SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi, wissen. Aber sie bringt die
Abstimmungen wieder in den gesellschaftlichen Diskurs. Wenn
potenzielle Wähler zudem an mehr Orten die Möglichkeit zur
Stimmabgabe haben, wird sich zeigen, wessen Verdruss tatsächlich zu
groß ist – und wer nur auf eine solche Gelegenheit gewartet hat.

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