Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Streit um muslimische Lieder in Weihnachtsgottesdiensten

Wer ernsthaft fordert, muslimische Lieder in
Weihnachtsgottesdiensten zu singen, braucht sich nicht zu wundern,
dass die wirre »Pegida«-Schar immer mehr Zulauf erhält. Gut gemeint
ist oft das Gegenteil von gut. So auch hier. Niemandem ist mit
sentimentaler Harmonieduseligkeit geholfen. In einer Demokratie gilt
es, Unterschiede zu benennen und zuzulassen. Zwischen Christen und
Muslimen, Juden und Atheisten. Man muss nicht gemeinsam singen, um
sich gegenseitig zu respektieren. Dass die Politik auf den Vorschlag
– von der Deutschen liebstem Boulevardblatt aufmerksamkeitsheischend
in die Welt gesetzt – reagiert, ist bezeichnend. Denn wenn es um das
Thema Islam geht, ist das Erregungspotenzial besonders hoch. Jede
Partei meint, sich reflexartig äußern zu müssen, um ihre Klientel zu
bedienen. Der dringend notwendige Dialog der Religionen hat Besseres
verdient.

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 – 585261