Werben und Beruhigen hat nicht geholfen.
Deutschlands Autofahrer verweigern sich weiterhin dem mit zehn
Prozent Bio-Ethanol angereicherten E10-Benzin. Die Gründe dafür sind
vielfältig. Entweder fehlt das Vertrauen in den neuen Kraftstoff,
der, so die Befürchtungen, den Motor schädigen könnte. Oder aber es
sind schlicht die Vorbehalte, dass Nahrungsmittel in Treibstoff
umgewandelt werden. Nun zieht Aral die Notbremse und kündigt die
Rückkehr zum E5 an. Angesichts des Absatzdebakels ist das nur zu
verständlich. Doch hätte es eine Abkehr eigentlich nie geben dürfen.
Denn die Absprachen waren, dass neben dem E10 das bisherige E5 weiter
angeboten werden sollte. Mit einem Bio-Ethanol-Anteil von fünf
Prozent aber sind sowohl das bisher übliche Super als auch Super Plus
angereichert. Eine Lücke, die Mineralölkonzerne schnell erkannt
hatten. Also konnten das teure Super Plus als E5 und das neue E10
angeboten werden, ohne dass zuvor gegebene Versprechen gebrochen
wurden. Die Rechnung aber haben die Gesellschaften – und auch die
Politik – ohne die Kunden gemacht. Trotz aller Aufklärung und
Garantieversprechen, dass 90 Prozent aller Benziner unbedenklich mit
E10 betankt werden könnten, dümpelt der Bio-Sprit in den prall
gefüllten Tanks. Hintergrund der E10-Einführung war das Ziel der
Bundesregierung, den Anteil fossiler Brennstoffe zu senken und durch
nachwachsende Rohstoffe wie Pflanzen zu ersetzen. Die
Mineralölkonzerne wurden verpflichtet, mindestens eine E10-Quote von
6,25 Prozent über alle Kraftstoffsorten hinweg zu erreichen. Gelingt
das nicht, drohen Strafzahlungen. Teuer wird es jetzt aber auf alle
Fälle für die Konzerne. Schließlich müssen die Tankstellen auf drei
Benzinsorten plus Diesel umgerüstet werden – denn für eine Reihe von
Fahrzeugen ist Super Plus mit 98 und mehr Oktan so gut wie
unverzichtbar. Absolut verzichtbar indes ist die neue Baustelle, die
die EU-Kommission in Sachen Kraftstoff mit einer Diskussion über
höhere Diesel- und Heizölpreise aufgemacht hat. Die von der
EU-Kommission ins Spiel gebrachte Veränderung der Besteuerung nach
dem Energiehaushalt statt der Menge würde Diesel im Verhältnis zu
Benzin deutlich verteuern. Das würde vor allem die Fahrer von Autos
mit den Selbstzünder-Motoren treffen, die derzeit bereit sind, außer
einem erheblich höheren Kaufpreis auch mehr Steuern zu zahlen als die
Besitzer eines Benziners. Und das, um weniger zu verbrauchen und
damit die Umwelt zu schonen. Immerhin liegt der Anteil der
Dieselfahrzeuge bei Neuwagen auch deshalb mittlerweile bei fast 50
Prozent. Sollte es wirklich zu der von der EU-Kommission
angestrebten Regelung kommen, müssten die in Deutschland auf Diesel
erhobenen Steuern massiv gesenkt werden, um einen Ausgleich zu
schaffen. Darauf zu hoffen, fällt angesichts der winkenden
Mehreinnahmen aber schwer.
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Andreas Kolesch
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