Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Kirchenaustritte

Die Verantwortlichen auf allen Ebenen der
katholischen Kirche dürfen sich nichts vormachen: Es ist nicht nur
der Missbrauchsskandal, der Gläubige an dieser Institution
verzweifeln lässt. Womöglich haben die wochenlangen Schlagzeilen und
Sondersendungen dazu zwar hier und dort letztlich den Ausschlag
gegeben, aber die Entfremdung rührt vielerorts her. So beklagen Laien
seit Jahren die geschlossene Gesellschaft, die die katholische Kirche
darstelle. In den Diskussionen ums Zölibat und um die Rolle der Frau
tritt der Vatikan aus Sicht vieler engagierter Katholiken, die sich
auch um die personelle Zukunft ihrer Kirche sorgen, seit Jahren auf
der Stelle. Immer lauter wurde deshalb zuletzt der Ruf nach einer
Erneuerung und der Überwindung von Tabus. Papst Benedikt hatte sich
unlängst auf dem ungewöhnlichen Weg über ein Interviewbuch bei Themen
wie dem Kondomverbot gesprächsbereit gezeigt. Auf seinen
Deutschland-Besuch 2011 stützt sich deshalb so manche Hoffnung. Es
muss den Papst bestürzen, dass viele Kirchenmitglieder auf sein
Kommen trotzdem nicht mehr warten wollten.

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