Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Korruption

Wundert es? Kaum. In seiner
Staatsschuldenkatastrophe stürzt Griechenland nun auch noch im
Korruptionsindex von Transparency International auf
Schwellenlandniveau ab – von Rang 80 auf 94 binnen eines Jahres. Und
doch beunruhigt die Nachricht. Denn diese Entwicklung zeigt, dass all
die Bemühungen um Reformen, die das Land aus der Krise führen sollen,
bisher nicht greifen: Die Griechen trauen ihrem Staatswesen weniger
zu denn je, gleiches Recht für alle zu sichern. Die »Wiege der
Demokratie« der Antike ist heute ein Land, in dem das Volk keinen
Konsens mehr darüber findet, wie die Dinge zum Wohle aller zu regeln
sind. Und so bitten die, die es sich leisten können, dezent mit einem
Umschlag in der Hand um rasche medizinische Behandlung oder eine
behördliche Genehmigung. Wer aber arm ist, der bleibt auf der
Strecke. Was die Griechen und ihr Land genauso dringend brauchen wie
die finanziellen Hilfen Europas und der Welt ist neues Vertrauen in
sich selbst. Aber das kann niemand erkaufen. Das muss ihre
Eigenleistung zur Bewältigung der Krise sein.

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