Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Leitzins:

Eine Lawine stoppt man am einfachsten, wenn sie
noch klein ist. Es ist gut, dass die Europäische Zentralbank gar
nicht erst abwartet, bevor die Inflation wie ein Schneeball auf
Talfahrt immer größer wird. Gemessen an der Zurückhaltung, die sich
Zentralbanker sonst auferlegen, lässt die Ankündigung EZB-Chef
Jean-Claude Trichets, eine Erhöhung des Leitzinses im April sei
»möglich«, nichts an Deutlichkeit vermissen. Die Inflation ist mit
2,4 Prozent jenseits der Vorgaben von Maastricht. Die Währungshüter
machten sich unglaubwürdig, würden sie dies einfach hinnehmen.
Trichet handelt sowohl im Sinne derer, die Geld besitzen, als auch im
Sinne der Armen, die unter den Preissteigerungen bei Energie und
Lebensmitteln besonders leiden. In den meisten Euro-Staaten ist die
Konjunktur so gefestigt, dass ihr eine Anhebung des Leitzinses von
1,0 auf 1,25 oder 1,5 Prozent nicht sehr viel anhaben sollte –
vorausgesetzt, dass Europas Banken die Erhöhung nicht ausnutzen, um
mit viel höheren Kreditzinsen ihre Erträge zu verschönern. In die
Bredouille kommen die Finanzminister, deren Schuldenlast natürlich
schwerer wird.

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