Eine Idee ist nur dann gut, wenn sie von den 
richtigen Leuten kommt. CDU und FDP sind derzeit wohl die falschen 
Parteien, um eine Medizinische Fakultät mit 200 Studienplätzen an der
Universität Bielefeld auf den Weg zu bringen. Das hat die Debatte im 
Landtag gezeigt. Die schwarz-gelbe Opposition hat den rot-grünen 
Koalitionsvertrag beim Wort genommen. Dort heißt es, die neue 
Landesregierung wolle das Vorhaben »prüfen«. Seit gestern ist klar, 
dass das genauso und kein Deut anders gemeint ist. Prüfen ist eben 
nicht Tat, sondern Stillstand. Fakt ist: Wird das rot-grüne Projekt 
wortwörtlich auf den Prüfstand gestellt, gibt es reihenweise 
Erklärungen von Radio Eriwan. Minister wie rot-grüne Abgeordnete 
senden: »Im Prinzip ja, aber…« Besonders schwer hatte es dabei 
Günter Garbrecht, Bielefelder Gesundheitspolitiker und Sozialdemokrat
alter Schule. Auch er will von ganzem Herzen Mediziner am Teuto 
ausbilden lassen, schaffte es aber genauso wenig wie Sigrid Beer von 
den Grünen, die eigene Fraktion ins Boot zu holen. Sein 
Scheinargument für das Verschieben auf die lange Bank lautet: Die 
ostwestfälischen Abgeordneten von FDP und CDU haben die gemeinsam 
vereinbarte Linie verlassen und mit Pressekonferenzen, Erklärungen 
und dem gestrigen Antrag den kurzfristigen politischen Vorteil 
gesucht. Wenn das stimmt, sind letztlich die Medien schuld, die über 
das Ganze noch berichtet haben. Nein, dem CDU-FDP-Antrag hätten SPD 
und Grüne ohne Not zustimmen können. Er setzt keine Fristen, er 
formuliert lediglich, worüber sich alle vier Parteien schon in der 
vergangenen Legislatur im Kern einig waren. Ganz klar, der Antrag 
wurde abgelehnt, weil er von der Opposition kam, sonst nichts. Seien 
wir ehrlich, Herr Garbrecht! Außerdem wäre da noch die Finanzfrage, 
die gestern immer nur in Bezug auf Berlin angesprochen wurde. Dabei 
muss es in Düsseldorf Geld im Überfluss geben. Der neue 
SPD-Finanzminister gönnt sich gut zwei Milliarden Euro per Nachtrag 
mehr, als sein Vorgänger von der CDU für erforderlich hielt. Außerdem
sprudeln die Steuerquellen wie lange nicht mehr. Aber dieses Geld 
muss für andere Dinge herhalten. Mit einer Ärzte-Uni kann man 
schließlich die Linkspartei nicht satt machen. Außerdem rächt sich, 
dass Rot-Grün das NRW-Studiengebührenmodell wieder abschafft. 
Vermutlich liegt hier der wahre Grund dafür, dass die Medizinische 
Fakultät OWL auf den St. Nimmerleinstag verschoben werden muss. 
Ausgleichszahlungen für künftig fehlende Gebühren an Unis und 
Fachhochschulen lähmen auf lange Zeit die gesamte Hochschulpolitik. 
Das gestrige Kassieren eigener Wahlversprechen war nur der Anfang. 
Zynisch, aber wahr: Dass FDP und CDU den Antrag gestellt haben, 
machte die Sache für Rot-Grün sogar etwas leichter.
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Westfalen-Blatt
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Andreas Kolesch
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