Gespenstisch, wie aus einer anderer Welt und
doch gleich nebenan. In Weißrussland inszenierte am Freitag Europas
letzter Diktator seine vierte Amtseinführung. Wie zu dunkelsten
Sowjet-Zeiten ließ sich Alexander Lukaschenko nach dem in jeder
Beziehung unfairen Wahlgang von einer ihm streng ergebenen
Nomenklatura bejubeln. Unglaublich, aber real existent. Immerhin war
man unter sich. Dutzende westliche Botschafter blieben fern, einige
hatten wichtige Termine daheim. Man wird sehen, ob der
Stalin-Verehrer aus Minsk die Botschafter demnächst wieder ins Land
lässt. Es wäre nicht das erste Mal, dass der Weißrusse ausländische
Diplomaten den Herr-im-Hause-Standpunkt spüren lässt. Dabei sind
Lukaschenkos Ausfälle gegenüber seinen Nachbarn, einschließlich des
ungeheuren Putschvorwurfes an Deutschland und Polen, zweitrangig.
Viel dramatischer ist sein Umgang mit dem eigenen Volk.
Oppositionelle sitzen in Haft, bürgerliche Freiheiten gibt es kaum
und der Geheimdienst horcht und greift allerorten in schlimmster
Stasi-Manier. Dieser Mann ist eine Schande für Europa.
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