Über den Tod eines Menschen sollte man sich
normalerweise nicht freuen. Wenn aber der meistgesuchte Terrorist der
Welt, der für den Tod tausender unschuldiger Frauen, Kinder und
Männer Verantwortung trägt, nicht mehr am Leben ist und von ihm
persönlich kein Blutvergießen mehr ausgehen kann, darf das durchaus
als eine sehr gute Nachricht bezeichnet werden. Man muss ja nicht
gerade vor Begeisterung jubeln, wie es die Amerikaner aus ihren ganz
eigenen Gründen aber verständlicherweise tun, doch wir dürfen uns
freuen und erleichtert sein, dass der Massenmörder Osama Bin Laden
weltweit kein Unheil mehr anrichten kann. Zwei Tage nach der
glamourösen Traumhochzeit von Kate und William ist am frühen Morgen
dieses historischen 2. Mai 2011 erneut eine Nachricht um die Welt
gegangen, die uns bewegt hat, obwohl sie in ihrer Bedeutung nicht zu
vergleichen ist. Und auch das aktuelle Ereignis wird in die
Geschichte eingehen. Zehn Jahre nach den verheerenden Anschlägen vom
11. September hatten wohl nur die Wenigsten damit gerechnet, dass
Osama Bin Laden jemals gefasst oder getötet werden könnte. Vielleicht
nicht einmal die Amerikaner selbst. Bin Laden ist weg, der Terror
wird aber vermutlich weitergehen. Die Tötung ist ein Schlag gegen
El-Kaida und ein Erfolg im Kampf gegen den internationalen
Terrorismus. El-Kaida ist an ihrer empfindlichsten Stelle getroffen
worden. Das macht die Organsisation zwar schwächer, aber auch
unberechenbarer. Dieser 2. Mai 2011 ist der bislang größte Erfolg für
US-Präsident Barack Obama in seiner Amtszeit. Der
Friedensnobelpreisträger hatte die Suche nach Osama Bin Laden bei
seiner Amtsübernahme zur Chefsache erklärt. Das, was sich George W.
Bush immer erträumt hatte und einmal sogar fälschlicherweise
bekanntgab, ist nun dem Demokraten gelungen. Der geschwächte
US-Präsident wird einen Platz in den Geschichtsbüchern sicher haben.
Und sein Sieg bei der nächsten Präsidentschaftswahl im Herbst 2012
ist seit gestern wohl auch beschlossene Sache. Obama hat gut daran
getan, DIE Sensationsnachricht des Tages mit großer Zurückhaltung
bekannt zu geben. »Justice has been done« – der Gerechtigkeit wurde
genüge getan – diese Worte werden ebenfalls in die Geschichte
eingehen. Die USA haben diesen Tag verdient. Die ganze Welt hat
diesen Tag verdient. Bin Laden ist Vergangenheit. Aber andere
Terroristen, die nicht so sehr im weltweiten Fokus der Öffentlichkeit
stehen, sind noch immer auf freiem Fuß. Dass die USA selbst zur
Ikonisierung Bin Ladens beigetragen haben, weil sie viel zu lange
ihren Kampf gegen den Terrorismus auf ein Duell mit dem
El-Kaida-Anführer reduzierten, ist heute zweitrangig. Nun, da der
Mann tot ist, schließt sich symbolhaft ein gewalttätiges Kapitel der
Weltgeschichte. Wirklich enden wird die Geschichte aber auch diesmal
nicht. Nach der Erleichterung folgt die Sorge. Die Sorge vor
Vergeltungsschlägen. Am 11. September 2001, als die Flugzeuge unter
anderem ins World Trade Center flogen, war die Welt plötzlich eine
andere. Mit dem Tod Osama Bin Ladens könnte sich die Welt erneut
ändern – hoffentlich hin zu einer friedlicheren Welt.
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Westfalen-Blatt
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Andreas Kolesch
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