Vom viel beschworenen Imageträger der Region zum
größten Sorgenkind des deutschen Profifußballs: Auf seiner rasanten
Talfahrt ist der DSC Arminia Bielefeld mit der Entlassung von Trainer
Christian Ziege am nächsten Tiefpunkt angekommen. Finanziell geht es
dem Verein schlechter denn je. In seiner monetären Krise ist der Klub
auf sportlichen Erfolg zwingend angewiesen. Darum ist die Trennung
von Ziege auch die richtige Entscheidung. Denn bei aller Sympathie
für den 38-Jährigen: Vier Punkte aus elf Spielen und die
erschreckenden Leistungen der Mannschaft ließen der Vereinsführung
gar keine andere Wahl, als den Trainer und Manager zu feuern. Nur:
Sie hätte ihn niemals einstellen dürfen. In seiner prekären
Situation hätte der Klub die Hilfe eines erfahrenen Spezialisten
benötigt. Stattdessen versuchte Trainerfrischling Ziege der alten
Dame Arminia mit zahlreichen jungen Zugängen eine Frischzellenkur zu
verpassen. Keine seiner Verpflichtungen war ein Treffer, Bielefelds
Kader ist einer der schlechtesten der 2. Liga. Mit den Spielern, die
Ziege geholt hat, muss nun auch sein Nachfolger arbeiten. Und die
Wende schaffen – eine ungeheure Herausforderung. Denn wenn Arminia
absteigt, könnte das nicht weniger als das Ende des Profifußballs in
Bielefeld zur Folge haben. Der Klub würde in seinem Schuldenberg
versinken. Die Bedrohung ist real. Dass Arminia längst zur
sportlichen Nummer 2 in OWL degradiert worden ist, nehmen die
DSC-Fans dabei höchstens am Rande wahr. Wen interessiert noch der
Rückstand auf den Regionalrivalen SC Paderborn, wenn man sich
gedanklich langsam auf die Amateurliga einstellen muss? Doch noch ist
der Ligaverbleib möglich. Allerdings nur, wenn diejenigen, die den
DSC schon im Sommer vor der Insolvenz bewahrt haben, erneut Geld in
die Hand nehmen. Denn egal wie der neue Trainer heißt, ohne neue
Spieler wird die Rettung nicht gelingen. Zum Glück für den Klub und
seine treuen Anhänger wissen die Geld- und Kreditgeber aber ganz
genau: Viel teurer als die Investition in Verstärkungen käme sie der
Abstieg. Denn wenn Arminia untergeht, dann sind die Millionen, die
sie in den Krisenklub gepulvert haben, ebenfalls verloren. Gefordert
ist aber auch die Stadt Bielefeld – wenn schon nicht als Geldgeber,
dann als zumindest aktiver Begleiter und Türöffner. Denn wenn der DSC
Arminia schon kein Aushängeschild mehr für die Region sein mag, so
hat er doch zumindest für das Oberzentrum eine enorme Bedeutung –
auch als Zweitligist. Die Wirtschaft, die den Verein schon im Sommer
vor der Insolvenz gerettet hat, steht nun vor einer entscheidenden
Frage: Hat der DSC Arminia noch immer das Zeug zum Imageträger der
Region? Dann ist ein Kraftakt vonnöten, um die Krise dauerhaft zu
beenden. Lautet die Antwort nein, gehen bei Arminia über kurz oder
lang die Lichter aus.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 – 585261