Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Puigdemont-Festnahme

Ach, hätte der spanische Geheimdienst den
entscheidenden Tipp doch zeitig genug den Finnen oder Dänen gegeben.
Dann säße Carles Puigdemont jetzt hinter schwedischen Gardinen in
Helsinki oder Kopenhagen und nicht in Neumünster. Und die deutsche
Politik könnte sich entspannt zurücklehnen. So aber wird der Fall des
katalanischen Separatistenführers noch viel Ärger bescheren. Klar,
dass der Ex-Regionalpräsident sofort an Asyl denkt. Denn ist jemand,
der in seiner Heimat der Rebellion beschuldigt wird, nicht
automatisch politisch verfolgt? Und der europäische Haftbefehl? Der
Vorwurf der Rebellion findet sich jedenfalls nicht wortwörtlich in
dem Auslieferungsabkommen. Das alles klingt nach ziemlich viel
Arbeit für ziemlich viele Juristen. Mariano Rajoy, spanischer
Ministerpräsident und Parteifreund von Kanzlerin Angela Merkel,
dürfte von einem juristischen Hin und Her wenig halten. Er will
Puigdemont vor Gericht sehen – in Spanien, und zwar bald.
Außenminister Heiko Maas und Kanzleramtsminister Helge Braun sollten
schon einmal eine Standleitung nach Madrid buchen. Ihre erste
Bewährungsprobe ist gekommen.

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