Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur RWE

Spät – hoffentlich nicht zu spät – reagiert RWE
auf die Energiewende. Der Essener Konzern will seine Strukturen
verschlanken. Die 100 Tochtergesellschaften mit je 100 Chefs haben
schnelle Entscheidungen bislang kaum möglich gemacht.

Dabei sind die wirtschaftlichen Folgen seit dem Atomausstieg nach
der Fukushima-Katastrophe gewaltig: So sackte der betriebliche
Gewinn von 7,7 Milliarden Euro im Jahr 2010 auf vier Milliarden Euro
im vergangenen Jahr ab. In zwei bis drei Jahren könnte in der Bilanz
nur noch eine schwarze Null stehen. Tausende Mitarbeiter verloren
bereits ihren Job. Bluten mussten auch die Aktionäre, zu denen
übrigens viele Kommunen gehören – der Börsenkurs fiel im gleichen
Zeitraum von 54 auf etwa 20 Euro. Das alles, weil die Gewinne aus
der Stromerzeugung in herkömmlichen Kraftwerken weiter zurückgehen.

Ärgern müssen sich aber nicht nur die Manager bei RWE, sondern
auch Millionen Verbraucher. Sie profitieren im Gegensatz zu
Industriekonzernen nur wenig von den derzeit fallen Preisen an der
Strombörse – ausgelöst durch das steigende Angebot an Strom aus
Sonne, Wind und Biomasse. Ob das im Sinne der Politik liegt? Wohl
kaum. Das System hat jedenfalls erhebliche Mängel. Es wird Zeit,
hier für mehr Gerechtigkeit zu sorgen.

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
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