Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT zum Thema Chaos Computer Club

Hacker sind Technikenthusiasten, die hinter die
Kulissen von Hardware oder Programmen blicken. Hacker machen aber
auch Politik, gegen rechtsextreme Gruppen, die Macht der Konzerne und
staatliche Datensammler.

Der Zugang zu Informationen bestimmt über gesellschaftlichen und
wirtschaftlichen Erfolg mit. In sozialen Netzwerken zahlen die Nutzer
für scheinbar kostenlose Dienstleistungen mit ihren persönlichen
Daten. Auch der Staat kann offensichtlich nicht genug Informationen
zusammentragen; gebremst oft nur vom Bundesverfassungsgericht.

Das greift gern auf die Experten des Chaos Computer Clubs (CCC)
zurück. Ihr Gutachten hat dazu beigetragen, dass die
Verfassungsrichter die Vorratsdatenspeicherung gekippt haben. Mit
ihrer Analyse des Staatstrojaners hat der CCC gerade erst neuen
Brennstoff für eine öffentliche Debatte geliefert, die den
betroffenen Sicherheitsbehörden kräftig einheizt.

Die Hacker des CCC sitzen aber nicht nur staatlichen Institutionen
im Nacken. Seit der CCC am 19. November 1984 das BTX-System, der
Bundespost gehackt und gravierende Sicherheitslücken beim
Online-Banking aufgedeckt hat, konnte er auf zahlreiche Mängel großer
Firmen und Banken im Internet hinweisen. Meist haben die Hacker den
Unternehmen die Chance geben, die Sicherheitslücken zu schließen,
bevor sie diese öffentlich gemacht haben. Der CCC ist auch
vertrauenswürdige Anlaufstelle für junge Hacker, die auf brisantes
Material gestoßen sind.

Warum verbinden viele mit dem Begriff zwielichtige Elemente, die
sich ihrer Computerkenntnisse bedienen, um sich zu bereichern? Weil
sich viele Hacker nicht ausreichend von diesen »Crackern«, so heißen
die »bösen Hacker« im Netzjargon, abgrenzen.

Häufig bedienen sich beide Gruppen der gleichen Werkzeuge. Häufig
bewegen sich auch Hacker in rechtlichen Grauzonen. So pflegen auch
CCC-Mitglieder Sympathien für »Anonymous«, jene gesichtslose
Gemeinschaft, die mit politisch motivieren Angriffen auf Computer von
sich reden macht. Zwar betont CCC-Sprecherin Constanze Kurz, dass die
Veröffentlichung persönlicher Daten aus dem Stratfor-Hack, dem
jüngsten Anonymus-Streich, gegen die Hacker-Ethik verstoße, tut sich
aber schwer, das Vorgehen gegen die US-Firma insgesamt zu
verurteilen. Mit einigen der beim Stratfor-Hack gestohlenen
Kreditkartendaten hat Anonymous Spenden veranlasst.

Hacker sind aus dem Dunkeln herausgetreten und unterwerfen sich
demokratischen Spielregeln. Die »guten Hacker« sind somit die beste
Waffe der Gesellschaft gegen Datensammler in Nadelstreifen oder
Uniform, gegen Menschen, die das vom höchsten Gericht postulierte
Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung aus kommerziellen
Interessen oder aus übertriebenem Schutzbedürfnis aushöhlen.

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Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
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