Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT zur Organspende

Endlich ist eine Entscheidung zur Förderung der
Organspendebereitschaft gefallen. Jahrelang hat sich die Politik
nicht entschließen können, wie hoch der sanfte Druck auf die
Deutschen sein darf, sich in einer gern verdrängten Frage zu
erklären. Mit den zwei Varianten »Ja« und »Nein« sowie der
Möglichkeit, gar nicht zu antworten, ist ein wachsweicher Kompromiss
gefunden worden. Im Sinne der verzweifelt auf ein Spenderorgan
wartenden Menschen wäre der Zwang zu einem klaren »Ja« oder »Nein«
sehr viel besser gewesen. Die Politik nimmt unnötig Rücksicht auf
jene, die sich außer Stande sehen, eine tiefgreifende Entscheidung zu
treffen. Machen wir uns nichts vor, die billige Fluchtroute aus der
ethischen Grundverantwortung jedes Menschen ist viel zu verlockend
ausgefallen. Nicht einmal die ursprünglich vorgesehene Variante »Ich
weiß nicht« ist durchs Ziel gekommen. Die Pflicht, über die Grenzen
menschlicher Existenz nachzudenken, würde nicht nur den Todgeweihten
auf der Warteliste helfen. Sie öffnete auch jenen die Augen, die sich
in ewiger Unbeschwertheit wähnen.

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Westfalen-Blatt
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Andreas Kolesch
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