Westfalen-Blatt: Schafzüchter befürchten neue Tierseuche. Schon 50 Betriebe in NRW betroffen. Neues Virus auch in Tierbeständen in Hessen und Niedersachsen aufgetreten.

Vor dem Ausbruch einer neuen Tierseuche bei
Kühen, Schafen und Ziegen warnt das nordrhein-westfälische Landesamt
für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv). Das berichtet das
Bielefelder Westfalen-Blatt (Samstags-Ausgabe). Es handelt sich um
das sogenannte Schmallenberg-Virus, das auch als Holland-Seuche
bezeichnet wird. Muttertiere, die von dem Erreger infiziert sind,
bringen missgebildete Lämmer und Kälber zur Welt. Die Tiere kommen
tot auf die Welt oder sind nicht überlebensfähig. Der Erreger wird
durch Stechmücken übertragen und gilt für Menschen als ungefährlich.
Nach Angaben von Lanuv-Sprecher Peter Schütz schätzt der
Tiergesundheitsdienst der Landwirtschaftskammer NRW, dass in den
nächsten Monaten mindestens jedes vierte Kalb und Lamm mit
Missbildungen geboren wird, schreibt die Zeitung Das Landesamt hat
bereits für Montag, 6. Februar, 9.30 Uhr zu einer Krisensitzung in
die Landwirtschaftskammer nach Münster geladen. Mit Vertretern aller
Ordnungsbehörden der Großstädte und Kreise sowie Vertretern der
Tierhalterverbände soll unter anderem über eine Meldepflicht sowie
den Einsatz von Medikamenten beraten werden, heißt es in dem
Zeitungsbericht. Derzeit sind vor allem Schafzüchter betroffen.
Burkhard Schmücker aus Büren (Kreis Paderborn), Vorsitzender des
Schafzuchtverbandes NRW, schätzt, dass bereits 50 Betriebe in NRW von
der neuen Tierkrankheit betroffen sind. In Ostwestfalen-Lippe sei der
erste Fall Mitte Dezember 2011 in einem Betrieb in Lichtenau (Kreis
Paderborn) aufgetreten. Hier seien missgebildete Lämmer zur Welt
gekommen. Seit Weihnachten seien weitere vier Betriebe im Kreis
Paderborn betroffen. In ganz NRW gibt es 8000 Züchter, die 190 000
Schafe halten. Schmücker fordert eine Meldepflicht für die neue
Erkrankung, die bislang in Europa nicht aufgetreten war. Betroffene
Schafhalter sollten bei einem Verdachtsfall das Veterinäramt
informieren, da die Kosten für die Untersuchung erkrankter Tiere das
Land trägt. Komme es zu einem Seuchengeschehen, müsse die
Tierseuchenkasse die betroffenen Züchter entschädigen. Schmücker
sagte dem Westfalen-Blatt: »Bei der Bekämpfung der Krankheit betreten
wir völliges Neuland.« Außer in NRW seien von dem Virus auch Betriebe
in Hessen und Niedersachsen betroffen. In den Niederlanden gibt es
bereits eine Meldepflicht für die Erkrankung, nachdem im Frühherbst
2011 auf mindestens 26 Bauernhöfen Kühe, Ziegen und Schafe mit
deformierten Köpfen, Hälsen oder Gelenken geboren wurden, berichtet
das Westfalen-Blatt. Am Freitag teilte der Kreis Soest mit, dass in
einem größeren Schafbestand in Warstein 16 missgebildete Lämmer zur
Welt gekommen sind. Das wird auf den neuen Virus zurückgeführt. Nach
Angaben des Kreisveterinäramtes wird mit weiteren Krankheitsfällen
bei Schafen und Rindern gerechnet. Gezielte Vorsichts- oder
Bekämpfungsmaßnahmen könnten noch nicht eingeleitet werden, da der
Infektionsweg und die Ausbreitung des Erregers noch nicht vollständig
bekannt seien. Die ersten Fälle der Virus-Erkrankung seien in NRW im
September 2011 in den Kreisen Kleve und Borken bei Milchkühen
gemeldet worden, sagte Lanuv-Sprecher Schütz der Zeitung. Nach ein
bis zwei Wochen sei die Krankheit aber vorbeigewesen. Das Virus, das
bei betroffenen Tieren hohes Fieber, Unwohlsein und bei Milchkühen
einen starken Rückgang der Milchproduktion bewirkt, war erstmals im
vergangenen Frühherbst bei Rinderzüchtern und Schafhaltern in den
Niederlanden entdeckt worden. In Blutproben betroffener Tiere aus
Schmallenberg im Sauerland wurden dann erste Viren identifiziert, so
dass die Krankheit den Namen Schmallenberg-Virus bekam.

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Andreas Kolesch
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