An sich schien die Problemlösung in Sachen
»Pille danach« für die deutschen katholischen Bischöfe ganz einfach.
Joachim Kardinal Meisner, der konservativste deutsche Bischof, hatte
nach der beschämenden und zugleich alarmierenden Abweisung einer
vergewaltigten Frau durch katholische Krankenhäuser überraschend
schnell die Kurve gekriegt. Auch die anderen nordrhein-westfälischen
Diözesanbischöfe versicherten NRW-Gesundheitsministerin Barbara
Steffens postwendend, dass die »Pille danach« auch in den katholisch
geführten Kliniken ihres Bistums verabreicht werden kann. Unmittelbar
vor der Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe sprach sich dann auch
noch deren Vorsitzender Robert Zollitsch für die einzig richtige
medizinische Hilfe von Vergewaltigungsopfern aus. Wer aber geglaubt
hatte, nach dem Votum des stets abgewogen agierenden Vorsitzenden der
Bischofskonferenz sei die Klarstellung in Trier nur noch ein
Selbstläufer, der irrte. Die erlauchte Runde exzellenter Theologen
benötigte erst einmal Nachhilfe in Verhütungsmedizin. Ihnen musste
erklärt werden, was Abertausende im Gesundheitswesen längst wissen.
Die zwei bei uns zugelassenen »Pillen danach« haben keinen
abtreibenden Effekt. Schon lange geht es nicht mehr um einen
Giftcocktail, der eine befruchtete, also lebende Eizelle per Blutung
aus dem Körper der Frau ausstößt. Erst nach dieser Information und
harten Nachfragen, ob und wann Kardinal Meisner sich abgestimmt hat
mit »ganz oben« – mit dem Papst und/oder zuständigen Stellen im
Vatikan -, war das Problem nach stundenlanger Debatte endlich gelöst.
Kaum zu glauben, dass bei soviel Umstand noch einige andere Kühe vom
Eis geholt werden konnten – sofern das ohne Rom und derzeit fast ohne
Papst – möglich ist. Frauen sollen zwar immer noch nicht Priesterin
werden, aber die Diakonin ist auf dem Weg. In den total
unterbesetzten Gemeinden wird sie dringend gebraucht. Auch sollen
Frauen in der Amtskirche und Sozialbereichen verstärkt aufsteigen –
formal bis auf die Ebene von Weihbischöfen. Derzeit beträgt ihr
Anteil 14 Prozent – immerhin doppelt so viel wie noch vor wenigen
Jahren. Die vollständige Bestandsaufnahme des Missbrauchs in der
Kirche durch Externe, die interne Akten und Personalia auswerten,
soll nach dem Zerwürfnis mit dem Kriminologen Christian Pfeiffer
zügig weitergehen. Selbst zu der aus Kirchensicht schwer zu
ertragenden Sukzessivadoption in gleichgeschlechtlichen Ehen finden
sich im Abschlussbericht milde Worte. Bei aller Klarheit der
Ablehnung verzichten die Moralisten auf jede Form von Schärfe.
Kurzum: Trotz der Schwerfälligkeit des Apparates können
Vollversammlungen der 66 Bischöfe durchaus auf Tagesprobleme
reagieren und problemlösend wirken. Vielleicht sollten sie diese Form
der Beratung nicht nur zweimal im Jahr, sondern sehr viel öfter
pflegen.
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