Westfalenpost: Andreas Thiemann zur Kritik an den Islamverbänden in Deutschland

Die Kritik des scheidenden EKD-Ratsvorsitzenden
Nikolaus Schneider an der vermeintlich unzureichenden Distanzierung
der Islamverbände von der IS-Gewalt mag in gewisser Weise
nachvollziehbar sein. Hilfreich ist sie jedoch eher nicht. Seit
Monaten schon werden die friedlichen und gemäßigten Muslime
hierzulande wieder und wieder drängend aufgefordert, ihre Abscheu vor
den Gewaltorgien jener Fanatiker lautstark zu bekunden, die den Islam
im Wortschild ihrer Verblendung führen. Und genau das haben sie ja
auch bereits mehrfach getan. Die Debatte mit dem Hinweis weiter
zuzuspitzen, dass der Koran schon in seinen historischen Anfängen
durch finsterste Kriege verbreitet worden ist, drängt die Muslime
jedoch jetzt noch weiter in die gesellschaftliche Defensive. Und ob
dies nicht auch grundsätzlich unterschwellige Ressentiments
leichtfertig bedient, sei einmal dahingestellt.<. Natürlich ist der
Islam (wie auch das Christentum) gut beraten, seine geschichtlichen
Wurzeln ehrlich und selbstkritisch aufzuarbeiten. Doch sollte das
nicht durch einen öffentlichen, von christlicher Seite
eingeforderten, Diskurs erfolgen. Auch umgekehrt würde man dies wohl
deutlich zurückweisen.

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