Vieles deutet darauf hin, bewiesen ist noch nichts,
aber allein der Verdacht jagt Schockwellen durch Amerika: Der
heimtückische Polizistenmord von New York könnte der Akt eines
schwarzen Rächers gewesen sein, der die jüngsten strafrechtlich nicht
geahndeten Todesfälle von Afro-Amerikanern durch weiße Polizisten auf
eigene Faust sühnen wollte.
Wenn sich Ismaaiyl Brinsleys Todesbotschaft im Internet nicht als
zynische Trittbrettfahrerei oder Ablenkungsmanöver herausstellen
sollte, der vorbestrafte und offenbar psychisch labil gewesene Mann
hatte unmittelbar vorher seine Ex-Freundin bei einem Streit fast
getötet, hat die gesellschaftszersetzende Gewaltspirale in Amerika
eine neue unheilvolle Qualität erreicht.
Archaische Auge-um-Auge-Gelübde als Antwort auf aus dem Ruder
gelaufene Polizei-Einsätze sind verabscheuungswürdig. Und für das
extrem angespannte Verhältnis zwischen einigen Bevölkerungsgruppen
und der Ordnungsmacht überall in den USA pures Gift.
Wenn sich der Staat in seinen Dienern angegriffen sieht, und
Polizistenmord ist der drastischste Ausdruck dieser teuflischen
Willkür, wird die Antwort wenig maßvoll sein. Männer und Frauen in
Uniform werden künftig noch schneller den Finger am Abzug haben, wenn
ihnen Zeitgenossen suspekt erscheinen.
Brinsleys Morde dürfen nicht noch mehr Leben aufs Spiel setzen.
Darum muss alles getan werden, damit der Mörder von Brooklyn in der
schwarzen Community nicht zum Helden stilisiert wird. Die Zeiten, als
der Rap-Musiker Ice-T 1992 mit Liedern wie „Cop-Killer“ Millionen
verdiente, dürfen nicht zurückkommen.
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