Der Bachelor-Studiengang war ein
Gemeinschafts-Projekt: Die Politik wollte ihn, weil ihr die
Hochschulabsolventen zu alt waren. Die Wirtschaft sah das genauso.
Und die Studenten… Na gut, die wurden nicht gefragt. Jetzt ist das
Wehklagen groß, weil der Bachelor die Hoffnungen nicht erfüllt hat.
Eine Überraschung ist das nicht. Wer 20-Jährige nach Turbo-Abitur und
Kurz-Studium ins Berufsleben schickt, muss sich nicht wundern, wenn
diese jungen Menschen persönlich noch nicht so gefestigt sind wie
25-Jährige. Und wer behauptet, dass sich in sechs Semester soviel
Fachwissen stopfen lässt wie in zehn, weiß nicht, wovon er redet. Die
Kritik des DIHK ist zwar durchsichtig, weil Industrie und Handwerk
schon lange glauben, dass in Deutschland zu viele Menschen studieren
– und zu wenige eine Ausbildung absolvieren. Berechtigt sind die
Vorwürfe im Kern trotzdem. Das Turbo-Studium ist Ausfluss einer
ungeduldigen Leistungs-Gesellschaft. Alles muss immer schneller
gehen. Wer mehr Tempo fordert, muss aber mehr Oberflächlichkeit in
Kauf nehmen. Wenn sowohl Studierende als auch Arbeitgeber das System
ablehnen, gehört es reformiert – oder abgeschafft. Die Schuld auf die
zukünftigen Akademiker zu schieben ist jedenfalls der falsche Weg.
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