Westfalenpost: Billige Strategie Von Rudi Pistilli

Geiz ist nicht immer geil. Das unterstreicht die
Krise bei Praktiker. Die Deutschen, als Schnäppchen-Weltmeister in
der Welt oft genug verspottet, sehnen sich in Zeiten der Euro-Krise
nach Stabilität, nach Kompetenz und Qualität. Eben nach Made in
Germany. In all diesen Kategorien schnitt das Hamburger Unternehmen
nach Kunden-Meinung schlecht ab. Stattdessen wechselten in den
letzten Jahrzehnten die Chefs der Baumarktkette häufiger als das
Billig-Sortiment aus China.

Bittere Ironie für Tausende von Beschäftigten, die um ihren Job
bangen: Bis zuletzt pries der Bruce-Willis-Synchronsprecher in
„Stirb langsam“-Manier Notrabatte an. Diese Billigmarkt-Strategie hat
dem Konzern geschadet, hat das Image beschädigt. Die Manager haben zu
spät erkannt, dass das Zeitalter geiziger Konsumenten abgelaufen ist.
Mehr noch: Sie haben ihre Stammkunden so erzogen, dass eine höhere
Preispolitik, die angesichts steigender Einkaufs- und
Produktionskosten dringend geboten war, unweigerlich zur Pleite
führen musste.

Dass letztlich der lange Winter der Baumarktkette das Genick
brechen könnte, weist auf die verzweifelte Lage bei der Praktiker AG
hin. Wenn Großaktionäre, nur von Profit getrieben, sich trotz trüber
Prognosen beratungsresistent zeigen, dürfen sie sich nicht wundern,
wenn es am Ende „20 Prozent auf gar nichts mehr“ heißt.

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