Auch im Agrarsektor gilt: Hauptsache billig Von
Harald Ries Wahrscheinlich ist Panik ungesünder als ein Frühstücksei,
das dreimal so viel Dioxin enthält, wie der Grenzwert zulässt.
Außerdem war früher sowieso alles noch schlimmer, als Frauen wegen
dioxinbelasteter Muttermilch vom Stillen abgeraten wurde.
Möglicherweise sollten wir beeindruckt davon sein, wie genau sich
Handelswege verfolgen lassen, wie fleißig Untersuchungsämter Proben
analysieren und wie großräumig angesichts nicht allzu dramatischer
Gefahren für Leib und Leben Höfe gesperrt werden. Am Ende erwartet
man noch Dankbarkeit, weil der Futtermittelpanscher sich selbst den
Behörden gemeldet hat. Nachdem sein Dioxin-Mischfett mindestens sechs
Wochen lang verkauft wurde und inzwischen Spuren im ganzen Land
hinterlassen hat. Ständige staatliche Kontrollen seien nicht möglich,
sagen Experten. Gegen kriminelle Energie komme man mit Routine nicht
an. Was also dann? Ein paar zusätzliche Auflagen für
Futtermittelhersteller – klarere Haftung und räumliche Trennung von
technischem Fett und Futterfett – und dann weiter so? Bis zum
nächsten Lebensmittelskandal? So wird es kommen. Weil nicht zu
erwarten ist, dass sich das System ändert, wie wir Tiere behandeln
und füttern und wie wir uns selbst ernähren. Motto: Hauptsache
billig. Genaueres wollen wir gar nicht wissen. Respekt vor Lebewesen
und Nahrungsmitteln ist kaum noch vorhanden. Wenn ein
Futtermittelhersteller alle Bestandteile seiner Mischung auf
Schadstoffe untersuchen lassen muss, kostet das Geld. Dann würde
Fleisch ein paar Cent teurer. Das kann man dem Verbraucher nicht
zumuten? Dioxin offenbar schon.
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