Sie haben schöne Reden gehalten, den Frieden und die
Freiheit gelobt, den Krieg verdammt. Sie haben Zeitzeugen zu Wort
kommen lassen, die den Kugelhagel an der französischen Küste
miterleben mussten. Und sie haben gefordert, die richtigen Lehren aus
der Geschichte zu ziehen. 70 Jahre D-Day – das ist nicht nur der
Blick zurück in eine dunkle Epoche. Das muss jetzt ganz besonders der
Blick nach vorne sein.
Wer verhandelt, der schießt nicht. Und deshalb wäre es schön, wenn
das „D“ in „D-Day“ angesichts einer aktuellen globalen Anhäufung von
explosiven Pulverfässern für das Wort Diplomatie stehen würde. In der
Ukraine, in Syrien, in Mali und überall dort, wo die Machthaber zur
Waffe greifen, weil ihnen die Argumente ausgehen. Klar, das sind
fromme Worte, aber warum sollten die Staatenlenker einen solchen
Anlass nicht dazu nutzen, endlich zur Vernunft zu kommen. Wenn nicht
jetzt, wann denn dann? Die Gräber mahnen zur Versöhnung, nicht zur
Rache.
Es gibt ja positive Signale. Der russische Präsident Putin und
sein ukrainischer Amtskollege Poroschenko sind sich gestern eben
nicht aus dem Weg gegangen, sondern haben miteinander gesprochen und
das Ende des Blutvergießens gefordert.
Die Verhandlungsoffensive, an deren Entstehung Bundeskanzlerin
Angela Merkel großen Anteil hatte (auch wenn sie ihren
Gesprächspartner aus Moskau gestern mit eiskalten Blicken strafte),
ist ein Zeichen der Hoffnung. Mehr noch nicht. Entscheidend ist nun,
was die Staatschefs aus der Normandie mit nach Hause nehmen. Wenn es
nur ein Hauch mehr Vertrauen wäre, könnte das der Welt schon helfen.
Pressekontakt:
Westfalenpost
Redaktion
Telefon: 02331/9174160
Weitere Informationen unter:
http://