Westfalenpost: Der Dorfmittelpunkt – Schlecker am Ende Von Rolf Hansmann

Mit dem endgültigen Aus für die Drogeriekette
Schlecker geht nicht nur ein Stück deutsche Wirtschaftsgeschichte zu
Ende. Verabschieden müssen sich insbesondere viele Dorfgemeinschaften
vom letzten Laden in ihrem unmittelbaren Lebensraum. Schlecker – das
war auf dem Land mehr als nur Deutschlands größte Drogeriekette. Es
war Dorfmittelpunkt, Kommunikationszentrum, Nachbar und
Tante-Emma-Laden mit Plätzchen und Putzmitteln. Auch wenn die
Filialen alles andere als einladend aussahen, mit dem Schlecker-Aus
geht Nähe zum Kunden und für viele Menschen ein Stück Heimat
verloren. Doch für solcherlei Sozialromantik ist in der knallharten
Geschäftswelt von heute kein Platz. Es waren, zugegeben,
unternehmerische Fehler, die den Konzern in diese Lage manövriert
haben. Und doch darf die Frage gestellt werden, wo in den vergangenen
Monaten die Stimmen aus der Politik waren, die üblicherweise populäre
Themen öffentlichkeitswirksam aufgreifen. War die blaue Billig-Kette
etwa nicht glanzvoll genug dafür? Im Investorenprozess jedenfalls
fehlte der Rückenwind aus Berlin. Staatliche Sicherheiten wären nicht
die Lösung der Probleme gewesen, hätten aber Ruhe in einen zwingend
notwendigen Umbau bringen können. So bleibt nur das Mitgefühl für
mehr als 13 000 Menschen, die wohl ihren Job verlieren.

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