Westfalenpost: Ein Hauch von Abu Ghraib im Siegerland Von Joachim Karpa

Wachleute posieren demonstrativ vor der Kamera mit
einem wehrlosen Flüchtling aus Algerien. Ein Skandal. Wer sich bei
diesem Bild an die Folteraffäre der US-Soldaten im Irak erinnert
fühlt, liegt nicht ganz falsch. Es geht um Demütigung, es geht um
Erniedrigung. Im Irak waren Insassen des Gefängnisses Abu-Ghraib die
Opfer, in Burbach sind Frauen, Kinder und Männer untergebracht, die
vor den Kriegsschauplätzen der Welt auf der Flucht sind. Hinter ihnen
liegen Mord und Totschlag. Mit all ihrem Leid. Für Leib und Seele.

Im Siegerland spielen sich schlichte Charaktere als Wachpersonal
auf und genießen die Macht über wehrlose Ankömmlinge. All das verrät
diese Aufnahme. Man mag es nicht glauben. Das passiert nicht irgendwo
weit weg in dieser Welt, sondern vor unserer Haustür. Welch– Geistes
Kind die Tatverdächtigen sind, darüber muss nicht gesprochen werden,
sie demaskieren sich selbst.

Viel schlimmer ist: Der Zustrom der Flüchtlinge in
Nordrhein-Westfalen läuft offenbar aus dem Ruder. Das ist das Signal,
das aus Burbach gesendet wird. Es braucht geschultes Personal,
menschenwürdige Unterkünfte in kleinen Einheiten, mehr Geld. Wer wie
die Bezirksregierung Arnsberg täglich unter wachsendem Druck steht,
macht unweigerlich Fehler.

Es kann nicht sein, dass polizeibekannte Sicherheitskräfte im
Auftrag der Landesregierung ein böses Spiel spielen. Wo Schutz und
Vertrauen erwartet und garantiert werden, fehlt jegliches Gespür für
den Umgang mit den Notleidenden. In Düsseldorf und Berlin ist noch
nicht angekommen, welcher Flüchtlingsnotstand herrscht. Wer auf der
politische Bühne mit Applaus die Menschen willkommen heißt, der darf
sie nach der Ankunft nicht alleine mit diesen Billig-Peinigern
lassen.

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