Am Anfang eines jeden Kirchentages stellt sich die
grundsätzliche Sinnfrage: Was soll das? Was bewegt, was bewirkt eine
derartige Massenveranstaltung über das bloße Tagungsereignis hinaus?
Der 35. Deutsche Evangelische Kirchentag, der jetzt in Stuttgart
begonnen hat, gibt die Antwort gleich in seinem Motto: „damit wir
klug werden“.
Die vier Worte sind dem 90. Psalm im Alten Testament entnommen,
und der ganze Satz dazu lautet: „Lehre uns bedenken, dass wir sterben
müssen, damit wir klug werden.“ In diesem biblischen Verständnis
bietet der Kirchentag seinen Teilnehmern die Möglichkeit, eigene
Positionen im Austausch mit dem anderen zu überdenken, sich
vielleicht überraschenden Meinungen unverkrampft zu öffnen, aber auch
selbst innere Haltung zu üben. Und all diese intellektuellen,
spirituellen und emotionalen Erfahrungen können auf der
gemeinschaftlichen Basis des christlichen Glaubens gemacht werden.
Dies ist es, was die so einzigartige Atmosphäre eines Kirchentages
prägt. Ein friedliches, aber längst nicht kritikloses Miteinander.
Ein Ausloten religiöser, sozialer und nicht zuletzt auch politischer
Themen und Thesen. In dieser Weise ermuntert ein Kirchentag immer
dazu, sich gesellschaftlicher Verantwortung bewusst zu werden und sie
– wenn möglich – im Alltag alsdann auch zu übernehmen. Im Lokalen wie
im Globalen, im Privaten wie im Öffentlichen.
Kirchentage bieten vielleicht keine Patent-Lösungen bei allen
Lebensfragen und Lebensproblemen, ganz sicher jedoch viele
interessante Impulse. Und das immer in der Glaubenshoffnung: damit
wir klug werden.
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