Westfalenpost: Fall Hoeneß – Die Unabhängigkeit der Justiz

Für die Gewährung von Haftlockerungen ist auch von
Bedeutung, ob sich ein Gefängnisinsasse reumütig gibt. Vor diesem
Hintergrund ist es unverständlich, warum Deutschlands derzeit
bekanntester Häftling Uli Hoeneß mit der Rückgabe des Bayerischen
Verdienstordens seine Position ohne Not schwächt.

Die Behörden müssen sich fragen, wie weit es mit der
Einsichtsfähigkeit des 62-Jährigen her ist. Man mag dem
Fußball-Funktionär abnehmen, dass er es als großen persönlichen
Fehler ansieht, 28,5 Millionen Euro Steuern hinterzogen zu haben.
Dass er sich dennoch als Opfer sieht – weil er der einzige
Bundesbürger sei, der nach einer Selbstanzeige wegen
Steuerhineinziehung einsitzt -, ist nicht nachvollziehbar.

Wir erinnern uns: Die von Hoeneß bei den Behörden eingegangene
Selbstanzeige war unvollständig; das finanzielle Ausmaß der
Steuerhinterziehung kam in der Verhandlung nur scheibchenweise ans
Licht.

Uli Hoeneß fühlt sich offenbar rund um seinen Prozess von der
Landespolitik in Stich gelassen. Es bleibt eine gewisse Ratlosigkeit
über sein Demokratieverständnis zurück. An dem politischen Menschen
Uli Hoeneß dürfte das Postulat von der Unabhängigkeit der Justiz
nicht vorbei gegangen sein.

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