Westfalenpost: Gold, Weihrauch und Myrrhe reichen nicht Von Stefan Hans Kläsener

Als der Stern des Vorsitzenden zu sinken begann und
seine „Parteifreunde“ (einer der heuchlerischsten Begriffe, die es
gibt) mit Blick auf die anstehende Landtagswahl nervös wurden, da
warf er das Handtuch und trat zum nächsten Parteitag nicht mehr an.
Der Mann hieß Guido Westerwelle, man schrieb das Frühjahr 2011, und
sein als Retter der Partei ausgerufener Nachfolger hieß Philipp
Rösler.

Zum Dreikönigstag 2012 hielt er eine beachtliche Rede, die
Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen überstand die FDP überraschend
gut. Doch Rösler half das wenig. Seine jungenhafte Ausstrahlung,
derentwegen seine Gegner ihn einst unterschätzten, wurde mehr und
mehr zum Malus. Die schnellen Ämterwechsel aus der Landes- in die
Bundespolitik und dann vom Gesundheits- zum Wirtschaftsminister haben
dem gelernten Arzt und bekennenden Katholiken nicht gut getan:
Nirgends konnte er sich wirklich profilieren, und die intrigenreiche
Partei nährte ohne Unterlass die Zweifel an seiner Autorität. Man
spottete über die Boy-Group.

Wiederum stehen die Liberalen nun vor einer wichtigen
Landtagswahl, wiederum sinkt der Stern des Vorsitzenden am Horizont.
Doch das übliche Spielchen von einst hat sich verbraucht: Längst hat
die FDP nicht nur ein Vorsitzendenproblem, sondern vor allem ein
Glaubwürdigkeitsproblem. Ausgerechnet die Partei, die in einem nach
links rutschenden politischen Spektrum eigentlich besonders auffallen
müsste, dringt mit ihrem Bekenntnis zur Marktwirtschaft nicht mehr
recht durch. Die peinlichen Gefälligkeiten für ihre Klientel rächen
sich nun. Wenn die drei Weisen aus dem Morgenland der FDP ein
rettendes Geschenk machen wollen, werden Gold, Weihrauch und Myrrhe
nicht reichen.

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