Die Inobhutnahme eines Kindes greift massiv in das
Sorgerecht der Eltern ein. Deshalb bleibt die vorübergehende
Herausnahme eines Kindes aus der Familie für das Jugendamt eine
Gratwanderung und kann immer nur der letzte Schritt in akuter Not
sein.
Arbeitslosigkeit, Alkohol und Frustration sind oft Auslöser von
Gewalt und Misshandlungen. Erfreulich, dass Nachbarn, Lehrer und
Verwandte nicht mehr wegsehen, wenn sie Zeichen für körperliche
Übergriffe erkennen. Dass allerdings jede fünfte Inobhutnahme auf
Hinweise der betroffenen Kinder und Jugendlichen selbst zurückgeht,
lässt auf eine hohe Dunkelziffer schließen.
Die Inobhutnahme ist eine Schutzmaßnahme für Kinder. Besser als
die späte „Reparatur“ aber ist eine frühe Begleitung der
Krisenfamilien. Gerade in Problemvierteln sind niedrigschwellige
Angebote wie Familienzentren, Familienpaten und ausreichende
Krippenplätze für Unter-Dreijährige ein Weg, das Risiko der
Überforderung in Familien zu mindern.
Kommunen, die auf eine aufsuchende Sozialarbeit setzen, senken
häufig die Zahl der Inobhutnahmen. „Schwierige“ Familien, in denen
die Eltern über lange Jahre nicht berufstätig waren, erhalten oft
keinen der knappen Krippenplätze. Dabei wäre die frühkindliche
Förderung gerade für diese Kinder besonders wichtig. Hier hätte die
Politik einen Hebel.
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