Westfalenpost: Hochschulen haben das Misstrauen nicht verdient

Gibt es denn gar kein Lob für das neue
NRW-Hochschulgesetz? Doch. Von den Gewerkschaften. Aber was aus
Arbeitnehmersicht an der jetzigen Situation zu beklagen ist – die
Vielzahl befristeter Verträge, die jungen Wissenschaftlern die
Zukunftsplanung erschwert – ist nicht per Gesetz zu ändern. Denn die
hängt zusammen mit der gewachsenen Bedeutung von Forschungsprojekten.
Und die laufen eben meist über drei Jahre.

Ansonsten ist die Front geschlossen. Nach den Rektoren wehren sich
nun auch die Hochschulräte mit scharfen Worten gegen die Pläne. Wobei
der neue Aspekt, den sie beisteuern, die Gefährdung der
Drittmittelforschung ist. Tatsächlich könnte die Konkurrenz
unerwünschte Schlüsse ziehen, wenn Geldgeber und Ziele eines
Forschungsprojekts schon zum Start veröffentlicht werden müssen. Aber
ähnliche Bestrebungen gibt es bundesweit, und letztlich wird es
darauf ankommen, wie detailliert die Angaben sein müssen. Die große
Katastrophe wird aller Voraussicht nach ausbleiben.

Ist die Kritik am Gesetzentwurf also übertrieben? Nein. Die
Absicht der Landesregierung, die Hochschulen wieder stärker an die
Kandare zu nehmen, ist offensichtlich. Der Wunsch nach mehr Steuerung
und Kontrolle, der zu auch mehr Bürokratie führen würde, wirkt
angesichts der positiven Entwicklung der vergangenen Jahre
merkwürdig. Weiß man in Düsseldorf wirklich besser, was für Forschung
und Lehre richtig ist? Wohl kaum.

Hochschulfreiheit gegen Hochschulgängelung? Beides sind nur
Schlagworte im Kampf um Einfluss. Aber Wissenschaftsministerin
Schulze wäre gut beraten, ihren Gesetzesentwurf gründlich zu
überarbeiten. Im Sinne einer Kooperation statt des Misstrauens.

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