Die Prominenz war sehr gut vertreten auf der
Berliner Kundgebung gegen Judenhass. Und an ihren Reden ist nichts zu
kritisieren. Solidarität mit den Juden ist offenbar Staatsräson in
Deutschland – um ein Zitat von Angela Merkel abzuwandeln. Doch sie
erfolgt offenbar nur auf Anforderung. Der Zentralrat hat die gestrige
Veranstaltung selbst organisieren müssen. Sonst war wohl keiner auf
die Idee gekommen.
Das mag damit zusammenhängen, dass die meisten Bürger keine
gefährliche Welle von Antisemitismus erkennen. Ein paar vom
Gaza-Krieg aufgebrachte arabisch- oder türkischstämmige Schreihälse
rufen, so wie kürzlich auch in Hagen, Parolen – na und? Wer eine
Kippa trägt und in die Synagoge geht, nimmt die Lage völlig anders
wahr. Der fühlt sich bedroht, von wütendem Hass verfolgt. Nicht durch
die Mehrheit. Aber die hilft nicht, sondern verhält sich weitgehend
gleichgültig.
Das ist das Empörende. Und das hat sich leider durch die
Veranstaltung nicht geändert. Maximal 8000 Teilnehmer senden kein
starkes Zeichen aus. Dabei sollte es für jeden Deutschen eine
selbstverständliche Verpflichtung sein, sich dafür einzusetzen, dass
Juden sich hier sicher fühlen können. Wer das wegen seiner Herkunft
oder fehlender Bildung nicht weiß, dem müssen wir es künftig
deutlicher sagen.
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