Familie ist heute mehr als Vater-Mutter-Kind. Das
lehrt schon der Blick in die Nachbarschaft, in der verschiedenste
Lebensgemeinschaften vorkommen. Das Recht aber ist immer noch auf die
ehelich geborenen Kinder fokussiert. Kommt ein Kind unehelich zur
Welt, hatte bislang die Mutter das alleinige Sagen, wenn sie sich
nicht mit dem Vater auf das Sorgerecht verständigte. Das aber ist
nicht mehr zeitgemäß, und es ist betrüblich, dass es dazu Aufrufe
höchster Gerichte bedurfte, damit die Politik sich der Frage annahm.
Was hilft es denn, heute Väterzeiten beim Elterngeld gleichrangig zu
behandeln, im Personenstandsrecht aber Väter unehelicher Kinder immer
noch außen vor zu lassen? Insofern holt die Bundesregierung nun ein
Versäumnis auf. Zugleich stellen sich aber Fragen, wie Mann und Frau,
die Eltern geworden sind, künftig angemessen miteinander und mit
ihrer gemeinsamen Verantwortung umgehen. Es ist doch ein
unbezweifelbares Rechtsfortschritt, dass ein Vater, und sei er Vater
eines unehelichen Kindes, für dieses Kind mehr Pflichten übernehmen
muss als die reinen Unterhaltskosten. Das aber war nach bisheriger
Rechtslage durchaus möglich: Der Vater zahlt und hätte damit seiner
Verantwortung genüge getan. Das hat er aber eben nicht. Im
Konfliktfalle ist es durchaus angemessen, die Familiengerichte
entscheiden zu lassen, wem das Sorgerecht zukommt. Das ist in
Scheidungsfällen seit Jahrzehnten so üblich. Nun aber sollen Väter
und Mütter unehelicher Kinder gleichberechtigt behandelt werden, denn
jeder, der dem anderen das Sorgerecht absprechen will, muss dafür
gerichtsfeste Gründe vorlegen. Das ist ein deutlicher Fortschritt und
im Kern eine zwingende Folgerung aus der Gleichberechtigung der
Geschlechter, die eben für Rechte und Pflichten gleichermaßen gelten
muss. Dennoch wünscht sich, wer Vater oder Mutter wird, etwas
anderes. Wer Vater oder Mutter wird, wünscht sich das Beste für sein
Kind. Kommt es darüber zum Konflikt, müssen beide Seiten gehört
werden und das überzeugendste Argument zum Urteil führen. Vielleicht
trägt der Vorschlag der Bundesregierung ja dazu bei, dass Väter ihre
Verantwortung bewusster übernehmen. Das wäre ein Fortschritt, der in
die Zeit passt.
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