Westfalenpost: Kommentar zur Schleichwerbung bei „Wetten,dass“

Früher, da war Thomas Gottschalk der
Bundespräsident des deutschen Fernsehens. Er thronte auf seinem
Medien-Sockel, war über jegliche Kritik erhaben, galt als
unantastbare TV-Ikone. Diese Zeiten sind vorbei; Gottschalk hat die
Sendung herabgewirtschaftet und seinen Hut genommen. Derzeit
vagabundiert er durch die Fernseh-Landschaft und ist auf
Deutschland-sucht-den-Superstar-Niveau angekommen.

Dass er und sein geschäftstüchtiger Bruder die ehedem
erfolgreichste Familien-Show Europas nutzten, um ihren privaten
Reichtum zu mehren, ist keine Überraschung. Eher schon der Zeitpunkt
der Skandalisierung. Gummibärchen mussten Gottschalks Gäste
schließlich schon vor langer Zeit futtern, und nigelnagelneue
Gewinn-Autos standen seit jeher verdächtig lange im Fokus der
Kameras. Die Gottschalks scheffelten Geld, das ZDF nahm es hin. Das
Publikum ahnte es – und nahm es ebenfalls hin.

Mag sein,
dass der Sender die Affäre nun noch so hinbiegt, dass er sich am Ende
streng juristisch gesehen nichts vorzuwerfen hat. Aus moralischer
Perspektive bewegen sich die öffentlich-rechtlichen Anstalten beim
Sponsoring aber längst in einer Zone, für die die Farbe grau nur eine
beschönigende Beschreibung darstellt. Einflussnahme und
Cliquenwirtschaft lassen sich nur verhindern, wenn das Sponsoring
verboten wird.

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