Nun kommt sie also doch in Fahrt, die deutsche
Wirtschaft, die sich bislang – schon bemerkenswert genug – in der
Krise achtbar geschlagen hat. Und zum ersten Mal seit Jahren ist der
Treibstoff der Konjunktur die Nachfrage im Binnenmarkt, also die
Ausgabenfreude der Verbraucher. Das hat nur am Rande etwas mit den
jüngsten Tarifabschlüssen und den nach wie vor erstaunlich positiven
Arbeitsmarktzahlen zu tun. Es ist vor allem psychologisch motiviert:
Die Menschen glauben, dass sie aus dem Gröbsten heraus sind und die
Krisengespenster sich langsam wieder verziehen. Da plant man halt
auch mal wieder ein paar größere Anschaffungen.
Gibt es Grund für diese Zuversicht? Realistisch ist die Annahme,
dass die deutsche Volkswirtschaft aus der Krise gestärkt hervorgeht.
Das kommt vor allem den Beschäftigten zugute, die sich viel weniger
Sorgen um ihre Arbeitsplätze machen müssen als ihre Kollegen in
anderen europäischen Ländern. Für die wird die anziehende deutsche
Konjunktur ebenfalls positive Effekte haben, beispielsweise für die
notleidende Automobilindustrie in Frankreich, Italien und Spanien.
Nicht zu unterschätzen ist also das Ansteckungspotenzial der guten
Zahlen aus Deutschland: Wenn die größte Volkswirtschaft Europas
endlich wieder Zugkraft entwickelt, dann hellt sich die Stimmung auch
in anderen Ländern auf. Und dort wird sich dann ein psychologischer
Mentalitätswechsel ebenfalls in besseren Zahlen niederschlagen.
Noch ist es zu früh für das ganz tiefe Aufatmen. Aber absehbar
ist, dass die angsterfüllten Zeiten nach der großen Finanzkrise von
2008 langsam Vergangenheit werden. Wenn daraus nicht neuer Übermut
entsteht, dann hat Europa seine schmerzhafte Lektion gelernt.
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