Dreieinhalb Jahre können eine quälend lange Zeit
sein. Seit dem 24. Juli 2010 warten die Überlebenden der
Loveparade-Katastrophe und die Angehörigen der Opfer auf die
juristische Aufarbeitung des Unglücks. Auf die Beantwortung der Frage
nach dem Warum. Der Prozess, der nun endlich beginnen kann, dürfte
für einige Betroffene wie ein Schlussstrich, vielleicht sogar wie
eine emotionale Befreiung wirken.
Allerdings: Seit einigen Wochen mehren sich die Anzeichen dafür,
dass die Leidtragenden am Ende des Verfahrens den Gerichtssaal mit
einem Gefühl der Leere verlassen werden. 21 junge Menschen mussten
sterben, Hunderte wurden verletzt – und trotzdem: Die Gerechtigkeit
stößt jetzt an ihre Grenzen. Wichtige Organisatoren und
Verantwortliche sitzen erst gar nicht auf der Anklagebank.
Staatsanwaltschaft und Gericht sehen sich schon jetzt dem Vorwurf
ausgesetzt: Die Kleinen hängt ihr, die Großen lasst ihr laufen.
Die Ursache für das Duisburger Unglück ist ein Kollektivversagen
der Beteiligten. Politik, Verwaltung, Polizei, Ausrichter, Sponsoren,
Medien, ja sogar Teilnehmer tragen Verantwortung. Dass sich einige
Entscheidungsträger dem Zugriff der Strafverfolgung entziehen
konnten, ist bitter, aber wohl nicht zu vermeiden. Das sind die
Schattenseiten des Rechtsstaates. Die moralische Schuld lastet
trotzdem schwer auf ihnen.
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