Westfalenpost: Mehr Chancen als Risiken Von Martin Korte

Das Nürnberger Modehaus Wöhrl steht nicht im Ruf,
ein eiskalter Sanierer zu sein. Das ist eine gute Nachricht für
Sinn-Leffers. Denn die Franken werden nach der Übernahme des Hagener
Textil-Filialisten nicht mit dem eisernen Besen durch das Unternehmen
kehren. Eine solche Strategie passt nicht zum Image der
bodenständigen, familiär geprägten und traditionsbewussten Kaufleute
aus Süddeutschland.

Für Wöhrl liegen die Übernahme-Vorteile auf der Hand. Als
Modehändler mit demnächst insgesamt 60 Filialen, mehr als 4000
Mitarbeitern und einem Umsatz von mehr als 600 Millionen Euro kann
das Unternehmen bei den Lieferanten mit einer ganz neuen Marktmacht
auftreten. Sprich: die Einkaufspreise senken. Da es regional kaum
Überschneidungen zwischen den beiden Firmen gibt, wird Wöhrl darüber
hinaus das Filialnetz weitgehend unangetastet lassen.

Allerdings, und auch das ist kaufmännisch nachvollziehbar, können
die Nürnberger nicht lange damit warten, die berühmt-berüchtigten
Synergieeffekte gewinnbringend einzusetzen. Kurzfristig gibt es für
die Sinn-Leffers-Zentrale in Hagen zwar noch keine Pläne – sagt Wöhrl
-, auf Dauer aber stehen Doppelstrukturen in der Verwaltung sicher
auf dem Prüfstand.

Denn das Marktumfeld ist schwierig. Billiganbieter treiben die
Preise in den Keller, vor allem jüngere Menschen kaufen Mode nicht
mehr im Laden, sondern im Internet. Beim Online-Geschäft hat Wöhrl
noch erheblichen Nachholbedarf. Und das ist freundlich ausgedrückt:
Im Grunde hat das Unternehmen die Entwicklung dieses Geschäftsfeldes
verschlafen. Wenn Sinn-Leffers in diesem Segment seine Chance als
Innovations-Treiber nutzt, dann könnte die Übernahme tatsächlich für
beide Seiten ein gutes Geschäft sein.

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