Der Widerspruch zwischen unbesetzten Lehrstellen und
unversorgten Bewerbern verlangt nach Lösungen. Betriebe und Schulen
müssen umdenken: Migranten mit Haupt- oder Realschulabschluss
brauchen eine offene Tür in die duale Ausbildung. Dafür allerdings
muss der Schüler auch das Rüstzeug für den Beruf mitbringen.
Grundfertigkeiten wie Rechnen, Schreiben, Lesen und Reden sind
Voraussetzungen für eine später erfolgreiche Lehre.
Es läuft etwas schief im Lande, wenn nach Erfahrungen von
Personalchefs nicht nur Kinder mit Zuwanderungsgeschichte häufig
gravierende sprachliche, mathematische und soziale Defizite
aufweisen. Von Schulabgängern nach Klasse 10 sollte ein
ausbildungswilliger Betrieb erwarten können, dass der Bewerber
zumindest die Grundrechenarten beherrscht.
Wenn fast 40 Prozent der jungen Migrantinnen aber nach dem
Schulabschluss erst gar keine Lehrstelle suchen, sollten
Arbeitsagenturen, Politik und Schulen vor allem in
Zuwanderungsfamilien die Informationen über den Wert einer Ausbildung
verstärken. Da gilt es, manche kulturelle Barriere zu überwinden.
Dass aber nur noch jeder fünfte Betrieb überhaupt ausbildet, ist
ein Skandal. Wer nicht ausbildet, darf sich nicht über
Fachkräftemangel beklagen. Und wer Tausende junger Leute ohne
berufliche Perspektive lässt, gefährdet auf Dauer den sozialen
Frieden. Demotivierende Warteschleifen im Übergangssystem helfen
Migranten nicht.
Der direkte Einstieg in die Lehre, notfalls mit Nachhilfe im
Betrieb, nutzt hingegen beiden Partnern. Dabei gilt auch hier die
Bedingung, dass der Bewerber zuverlässig und leistungsbereit ist.
Pressekontakt:
Westfalenpost
Redaktion
Telefon: 02331/9174160