Die Scheinheiligkeit hat ein Ende. Glückwunsch. CDU
und SPD haben sich bei den Koalitionsverhandlungen auf eine
gesetzliche Quote für Frauen in den Führungsetagen der Wirtschaft
verständigt. Unklar ist, in welcher Form sie verwirklicht wird. Um
diesen Kompromiss einzuordnen, muss an die Positionen der Parteien
vor der Wahl erinnert werden. Kanzlerin Merkel war immer gegen
gesetzliche Vorgaben. Eine Flexi-Quote, nach der Unternehmen selbst
entscheiden sollten, wie hoch der Frauenanteil ist, war das Maß aller
Dinge. Eine feste Quote von 30 Prozent für Frauen in den
Aufsichtsräten sah die CDU 2020 vor, die SPD sprach sich für 40
Prozent ab sofort aus.
Und jetzt diese Einigung. Mitnichten ein politischer Erfolg für
die Gleichbehandlung der Geschlechter. Das Ende fruchtloser
Scheingefechte ist eingeläutet. Der Kampf für die Frauenquote hat
sich bislang politisch gut verkauft, hat den Parteien ein
fortschrittliches Etikett verpasst. Mit dem wirklichen Leben aber hat
das nie etwas zu tun gehabt. Posten in Aufsichtsräten sind dünn
gesät. Ob hier Männlein oder Weiblein sitzen, hilft der
alleinerziehenden Frau, die sich ihre Karriere knicken kann, genauso
wenig wie den Müttern, denen es Unternehmen nach der Elternzeit
schwer machen, wieder in ihren Beruf einzusteigen.
Ja zur Quote, wenn sie Unternehmen dazu zwingt, sich für neue
Arbeitsmodelle einzusetzen. Fachkräfte und Kinder fehlen. Mit Eltern
in Führungsetagen lässt sich diese Entwicklung bremsen, mit Frauen
und Männern, die arbeiten und erziehen wollen. Nur so lassen sich
Strukturen aufbrechen, nur so liegt das wirtschaftliche Potenzial
ausgebildeter Mütter nicht länger brach, und nur so wird die
Arbeitswelt familienfreundlicher.
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