Es war klar, dass es so kommt: Lehrer überfordert,
Eltern genervt, und ob es Behinderten an Regelschulen besser geht als
in Förderschulen, darf man in vielen Fällen bezweifeln. War der
Rechtsanspruch auf Inklusion also verfrüht? Hätte die Landesregierung
nicht warten sollen, bis die Voraussetzungen geschaffen, bis genügend
Sonderpädagogen ausgebildet, Regelschullehrer weitergebildet und
Schulen vorbereitet sind? In einer idealen Welt hätte sie früher
begonnen, die Bedingungen zu schaffen. Aber dass NRW den Vorreiter
gespielt hätte bei der Eingliederung von Menschen mit Behinderungen
in die Alltagswelt, lässt sich nicht gerade sagen. Darum geht es: um
den Abbau von Barrieren, um Teilhabe, Menschenrechte und Demokratie.
Das betrifft keineswegs nur die Schule. Dort wird jetzt nur
besonders sichtbar, was noch zu leisten ist und was nicht
funktioniert. Dadurch besteht die Gefahr, dass die gute Idee der
Inklusion, die Wertschätzung für alle Menschen beinhaltet, beschädigt
wird. Andererseits ist ein Kulturwandel nur in der Praxis zu
schaffen. Und ohne Druck – wie beim Rechtsanspruch auf einen
Kitaplatz für Ein- und Zweijährige – geschieht wenig. Der Sprung ins
kalte Wasser war so trotz aller Probleme dem Zögern am Beckenrand
vorzuziehen. Doch jetzt muss nachgelegt werden. Auch die geplanten
neuen Stellen sind unzureichend. Individuelle Förderung aller Kinder
wird teuer. Wenn man sie ernst nimmt und richtig versteht, kommt sie
aber längst nicht nur den Behinderten zugute.
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