In NRW kann Pegida nicht Fuß fassen. Im gesamten
Westen der Republik nicht. Zugleich haben sich in Dresden so viele
verängstigte Rassisten versammelt wie nie zuvor. Das hat verschiedene
Ursachen: Die Tradition der Montags-Demos zu DDR-Zeiten. Und offenbar
fühlen sich auch 25 Jahre nach dem Mauerfall viele Ost-Menschen nicht
wirklich zu Hause in der Bundesrepublik, sehen sich in Politik und
Medien nicht repräsentiert.
Es mag sein, dass es dort besonders viele schlecht informierte
Unzufriedene gibt. Vielleicht hat man aber auch im Westen nur besser
gelernt, was man tunlichst in der Öffentlichkeit nicht äußert: zum
Beispiel Fremdenfeindlichkeit. Obwohl Sozialwissenschaftler sicher
sind, dass ein Viertel bis ein Drittel der Bevölkerung so empfindet.
Das ändert sich nur sehr langsam – durch Gespräche und Kontakte, und
manchmal auch gar nicht.
In ganz anderem Sinne hilfreich sind die Gesprächsangebote, die
derzeit von der AfD an Pegida gehen: In ihrem Wunsch nach
Vereinnahmung scheinbar populärer Bewegungen offenbaren Teile der
Partei, wes Geistes Kind sie sind. Ob Wirtschaftsliberale wie Bernd
Lucke und Hans-Olaf Henkel den Umbau zu „Ausländerfeinde für
Deutschland“ verhindern können? Aus der Schmuddelecke heraus wird
2017 der Einzug in den Bundestag kaum gelingen. Aufschlussreich ist
auch die Schamlosigkeit, mit der die CSU wieder den Rechtspopulismus
pflegt. Vor allem deshalb waren Angela Merkels ungewohnt klare Worte
in der Neujahrsansprache wichtig.
Wichtiger aber und nützlicher als alles Gerede über Pegida ist,
was landauf, landab jeden Tag geschieht: dass immer mehr Bürger sich
praktisch für Flüchtlinge engagieren. Darauf kann Deutschland stolz
sein.
Pressekontakt:
Westfalenpost
Redaktion
Telefon: 02331/9174160