Westfalenpost: Wenn Größe schwächt – Zur Europäischen Union

Es wird höchste Zeit, sich Gedanken über die Zukunft
der Europäischen Union zu machen. Eigentlich ist es dafür fast schon
zu spät: Der Brexit ist ja nur Ausdruck einer tiefgreifenden
Vertrauenskrise, in der das Gemeinschaftswerk der Europäer steckt.
Auch ohne den Abschied der Briten stünde die EU nicht viel besser da.
Die Existenz der Union ist gefährdet. Wer einen realistischen Blick
auf die fünf Szenarien wirft, die Kommissionspräsident Juncker
gestern präsentierte, der kommt an einer pessimistischen Einschätzung
der Lage nicht vorbei: Wir können davon ausgehen, dass die EU erst
einmal so weitermachen wird wie bisher. Wer sollte sie denn aus ihrer
Lethargie reißen? Wer sollte denn glaubhaft Visionen vermitteln? Und
wie sehen diese Visionen überhaupt aus? Juncker legt den Finger in
eine Wunde, für die er mitverantwortlich ist; entscheiden über den
Kurs der Gemeinschaft müssen die Mitgliedsstaaten – und am Ende die
Bürger. Von ihnen hat sich das komplexe Gebilde EU in den vergangenen
Jahren zunehmend entfernt. Es ist zu groß geworden, es reguliert zu
viel, es trifft Entscheidungen, die aus Sicht vieler Europäer nicht
den Menschen dienen, sondern den Eliten. Wahrscheinlich muss die EU
erst einmal kleiner werden, um an Stärke zu gewinnen.

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