Die Kneipen sterben, 80 Prozent der Wirte klagen
über Umsatzeinbrüche. Für Gastronomen und Bierhändler steht fest: Das
strenge Rauchverbot in NRW vertreibt die Gäste vom Tresen. Das ist
nicht ganz falsch, aber nur ein Faktor von vielen. Die Eckkneipe
leidet seit Jahren unter dem veränderten Freizeitverhalten, einem
Bedeutungsverlust der Nachbarschaft und den für viele Kleinverdiener
kaum bezahlbaren Preisen. Da bleibt mancher frühere Kunde lieber
daheim beim billigen Flaschenbier – mit und ohne Qualm.
Die rauchfreie Gastronomie gewinnt an Akzeptanz, die Bedeutung des
Gesundheitsschutzes wächst. Warum aber sollen erwachsene Kunden nicht
das Recht haben, eine ausgewiesene Raucherkneipe zu besuchen? In
vielen Bundesländern funktioniert das problemlos. Ein rauchfreies
Leben ist erstrebenswert: In NRW aber will die Politik Raucher über
Verbote bekehren. Der Nichtraucherschutz genießt zu Recht höchste
Priorität. Wenn Raucher und Nichtraucher räumlich getrennt sind,
sollte die Regierung die Kirche aber im Dorf lassen.
Das angekündigte Volksbegehren gegen das Rauchverbot in NRW wird
kaum Erfolg haben – die Hürde von einer Million Stimmen ist schlicht
zu hoch. Deshalb ist zu erwarten, dass die rot-grüne Koalition am
Gesetz festhalten wird. Daran dürfte auch die jüngste Umfrage der
gastronomischen Lobby nichts ändern, wonach eine Mehrheit der
NRW-Bürger für Ausnahmeregelungen beim Rauchverbot plädiert.
Der Streit hat die Stufe eines Glaubenskriegs erreicht. Radikale
Nichtraucher klagen bereits über lästigen Tabakqualm im Biergarten,
auf Balkon und Straße. Die Verbotskultur treibt seltsame Blüten.
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