Westfalenpost: Wir lassen uns die Freiheit nicht entreißen

Nach dem brutalen Attentat auf das französische
Satire-Magazin „Charlie Hebdo“ steht Frankreich unter Schock. Und
wir, die Journalisten, sind tief betroffen. Aus diesem Grund haben
die Redakteurinnen und Redakteure dieser Zeitung beschlossen, ein
Zeichen der Solidarität zu setzen. Wir haben dem Grundrecht auf
Meinungsfreiheit in der heutigen Ausgabe ein Gesicht geben wollen.
Denn die Kollegen, die in Paris starben, sind nicht nur Journalisten.
Sie sind auch Ehepartner, Söhne, Töchter, Väter und Mütter. Sie sind
Opfer eines menschenverachtenden und zynischen Kampfes von
Extremisten, die unserer Gesellschaft die Freiheit entreißen wollen.
Das aber werden wir nicht zulassen.

Was in Paris passiert ist, ist ein Angriff auf die freiheitliche
Grundordnung in Europa. Kaum vorstellbar war eine solche Tat – bis
gestern um 11.30 Uhr, als ideologische Fundamentalisten die
Redaktionsräume stürmten und das Feuer eröffneten. Die Mitarbeiter
des Magazins, das in der Vergangenheit mehrfach durch provokante
Mohammed-Karikaturen Schlagzeilen gemacht hatte, waren den gut
vorbereiteten Angreifern schutzlos ausgeliefert. Daran ändert auch
die Tatsache nichts, dass das Gebäude von der Polizei bewacht wurde.

Die Verbindung aus Ideologie und Terror hinterlässt eine tief
getroffene Gesellschaft und verbreitet Angst. Denn dieser
Fundamentalismus will nicht nur Journalisten und Medien
einschüchtern. Er will die Gesellschaft verändern. Er stellt unser
Staatssystem auf eine Belastungsprobe. Doch er unterschätzt die
Stärke der Freiheit. Und deshalb werden wir weiterhin sagen, was wir
denken. Wir werden weiterhin das kritisieren, was wir für richtig
halten – das sind wir den Opfern von Paris und ihren Angehörigen
schuldig.

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Westfalenpost
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